Buch

Cover

Vorwort

Dieses Arbeitsbuch ist den Menschen gewidmet, die vielleicht den Mut verloren haben herauszutreten, über die eigenen Grenzen hinauszuwachsen und den Weg in eine bedingungslose Freiheit zu gehen.“

Liebe/r Leser/in, Du hast einen „Erfahrungsweitergeber“ vor Dir, der von Betroffenen für Betroffene entwickelt wurde. Er dient sowohl Angehörigen, die einen drogengefährdeten oder bereits drogenabhängigen Menschen in ihrem familiären Umfeld haben und keinen Zugang mehr finden als auch Drogenabhängigen, die aus der Abwärtsspirale heraustreten wollen und wieder den Kontakt und die Beziehung zum familiären Umfeld suchen (besonders geeignet für betroffene Eltern-Kind-Konstellationen).

Uns war und ist ein ganzheitlicher Ansatz wichtig. Deshalb haben wir die Erfahrungen und

Perspektiven der Betroffenen, in verschiedenen Phasen, einander gegenübergestellt. Von

dem ersten Erkennen, das etwas nicht stimmt, über die Realisierung eines ernsthaften

Problems und der daraus folgenden Krisenzeit, bis hin zur Selbstreflexion und der allmählichen Veränderung in ein neues, stabiles und gesundes Leben. Um solch schwierige Phasen gemeinsam und erfolgreich zu bewältigen, sind Empathie, emotionale Intelligenz und die Bereitschaft, die eigenen Verhaltensmuster zu erkennen sowie das Verständnis für die Verhaltensmuster des Gegenübers, unabdingbar.

Hinter diesem besonderen und innovativen Erfahrungsweitergeber steht ein multimediales

Konzept, das möglichst viele betroffene Eltern und Angehörige unterstützt.

Es wird durch eine Online-Plattform begleitet, auf der ergänzendes Material in Form von Texten, Videos, Interviews usw. zur Verfügung gestellt wird. Die Videos veranschaulichen die Herausforderungen und reflektieren die betroffenen Süchtigen sowie Eltern und Angehörigen. Wir, die Herausgeber (ARWED e. V. und Christiane F. Foundation), schöpfen aus einem langjährigen Erfahrungswissen und beleuchten das Thema Drogen- und Rauschmittelsucht aus der Experten-Perspektive ehemals betroffener Abhängiger, die den Weg in ein drogenfreies Leben gefunden haben und aus der Perspektive von Menschen, die einen abhängigen Angehörigen auf diesem Weg begleitet haben.

Wir wünschen Dir eine interessante und aufschlussreiche Lektüre, die Du direkt und aktiv

anwenden kannst und in der Du Unterstützungsangebote für Deinen Weg findest, unabhängig davon, auf welcher Seite Du gerade stehst. Selbstverständlich stehen wir Dir auch über alle anderen Online- und Offline-Medien mit Rat und Tat zur Seite.

Scheue Dich nicht uns persönlich anzusprechen und von unseren Coaching- und Betreuungsangeboten Gebrauch zu machen. Wir sind für Dich da!

ARWED e.V:

Die ARWED – Arbeitsgemeinschaft der Rheinisch-Westfälischen Elternkreise drogengefährdeter und abhängiger Menschen e. V. in NRW – ist eine landesweite Interessenvertretung von Eltern und Angehörigen drogenkranker und drogengefährdeter Menschen in Nordrhein-Westfalen. Sie unterstützen Eltern und Angehörige dabei, den Umgang mit den Folgen der Drogenkrankheit erträglicher zu machen. Sie stärken sich im Austausch untereinander und sind Experten in eigener Sache.

Christiane F. Foundation

Die Christiane F. Foundation ist ein gemeinnütziger Zusammenschluss von Menschen, die

unter einer Sucht gelitten und diese besiegt haben – und die ihre Erfahrungen zu Zwecken

von Prävention und Aufklärung an andere weitergeben möchten. In der Christiane F. Foundation engagieren sich neben Sucht- und Medienexperten, auch Journalisten und Mediziner für die Entstigmatisierung von Betroffenen und sind aktiv, um einen erkenntnisorientierten Diskursansatz zu fördern. Die Christiane F. Foundation bietet allen eine Plattform, die in der Debatte etwas beizutragen haben und die Erkenntnisgewinn wünschen.

Autoren

Mathias Wald und ARWED e.V.

Die Autoren im Kurzporträt

Mathias Wald ist Experte aus Erfahrung und Gründer der Christiane F. Foundation.

Vor vielen Jahren kämpfte er sich erfolgreich aus einer schweren Drogensucht hinein in das Leben seiner Träume: Die Erkenntnisse aus seinem Heilungsprozess macht er heute in der Prävention sowohl für Jugendliche als auch für die mitbetroffenen Angehörigen verfügbar. Dabei setzt er besondere Schwerpunkte bei der Persönlichkeitsentwicklung Konfliktfähigkeit, Verbundenheit, Freiheit und dem Selbstwertgefühl.

ARWED e.V.

Das über 25 Jahre zusammengetragene Know-how darüber, was Angehörigen in ihrer Situation hilfreich sein kann, soll in diesen Ratgeber einfließen.

Stellvertretend und konzeptionell vertreten durch Christiane Erbel als Vorstand.

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An einigen Stellen fordern wir Dich auf, Deine Gedanken schriftlichen niederzulegen.

Bitte tue dies ohne zu lange darüber nachzudenken. Lass die Gedanken frei fließen und

schreibe sie auch auf, wenn Du vor dem Inhalt Angst hast.

Wenn wir glücklich und sorgenfrei sind, fließt unser Leben.

Wenn wir ohnmächtig und verzweifelt sind, können wir kaum klare Gedanken fassen oder sortieren und sind blockiert!

Dieses Buch lädt Dich, liebe/r Leser/in, dazu ein, Deine Gedanken und Gefühle aufzuschreiben. Um Dir die Möglichkeit zu geben dies bereits während des Lesens zu tun, findest Du in jedem Kapitel Raum für Notizen, um Deine Gedanken und Gefühle direkt niederzuschreiben. Das soll Dir auch dabei helfen diese zu sortieren und zu überprüfen und Dir ihrer letztendlich bewusst zu werden, um klarer agieren zu können und nicht nur reagieren zu müssen. Deine Gefühle zu erkennen und auch in die richtigen Worte zu fassen wird Dich dauerhaft darin unterstützen, schwierigen Situationen emotional nicht einfach nur ausgeliefert zu sein, sondern bewusster mit ihnen umgehen zu können.

Weil es unser Selbstverständnis ist jeden dort abzuholen, wo er gerade steht, laden wir Dich dazu ein, dieses Arbeitsbuch auch als eine Art „Gedankentagebuch“ zu sehen und aktiv für Dich zu nutzen, indem Du für Dich wesentliche Stellen markierst oder Deine Impulse aufschreibst. Als Unterstützungshilfe dient Dir dafür zum Beispiel die Gefühlsfinder-Tabelle.

Die Beziehungsampel ist das kleine Herzstück dieses Buches. Sie zeigt auf, auf welcher

Beziehungsebene sich sowohl die Eltern als auch ihr Kind gerade befinden. Die Ampel

stellt bewusst zwei Seiten gegenüber. Links steht sie für die Eltern und rechts für den

Jugendlichen. Sie ist immer von innen nach außen zu betrachten. Die Ampel veranschaulicht klar und deutlich wie die Beziehungsqualität gerade ist und wo sich beide Parteien emotional befinden. Unser Tipp: verlieren Sie niemals die Beziehung zu Ihrem Kind, denn sonst haben Sie keinen Zugang mehr!

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PHASE 0

Bevor alles beginnt.

Die Phase 0, bevor alles beginnt, beschreibt den Alltag mit allen seinen

Freuden, Gedanken und Sorgen. Oftmals sind die Beziehungen innerhalb

der Familie schon angekratzt und nicht mehr die Besten. Beide Parteien fühlen sich gegenseitig weder verstanden noch respektiert.

Die jungen Menschen wollen gehört und gesehen werden und das bedarf

vonseiten der Eltern viel Energie und Aufmerksamkeit. Die Pubertät und die damit einhergehenden Stimmungsschwankungen der Jugendlichen sorgen für nicht artikulierte und unsortierte Gefühle. Sie machen die Normalität schon ohne einen möglichen Rauschmittelkonsum schwer. Hinzu kommt noch das Mama-Papa-Kind-Verhältnis

und welcher junge Mensch lässt sich schon gerne von den Eltern „bevormunden“ und das auch noch in der „Sturm- und Drangzeit“, die ein Teil der „Selbstfindungsphase“ ist.

Aus Sicht der Jugendlichen haben Ihre eigenen Gefühle ohnehin Vorrang

und wollen gefühlt und gestillt werden. In dieser Zeit fühlen sich die Eltern sehr oft ohnmächtig, was auch auf ihre eigene Stimmung drückt. Nicht selten ist das Ergebnis, dass dadurch die Kommunikation auf unterschiedlichen Ebenen stattfindet, jeder sich vom Anderen unverstanden fühlt und Trauer, Wut oder Schmerz darüber empfindet,dass der/die Andere einem nicht richtig zuhört.

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Phasen Erklärung: Gedanken-Muster

Der Alltag hat Sie fest im Griff?

Der Beruf, mehrere Kinder und alle fordern Ihre volle Aufmerksamkeit für sich?

Dazu noch der Haushalt, die Kinder zu ihren Freizeitaktivitäten fahren, ständig Entscheidungen treffen und in der Erziehung auch noch alles „richtig“ machen. Alle erwarten von Ihnen Empathie in jeder nur denkbaren Situation. Das nährt Ihren eigenen Anspruch allen gerecht zu werden, Ihren Wunsch nach einer heilen Familie und den Gedanken: „Bis hierhin habe ich doch alles sehr gut gemacht!“ Das können Sie für eine Weile durchhalten. Doch wie soll das auf Dauer gehen? Wo bleiben Sie bei diesem durchgetakteten Leben? Wer schaut nach Ihrer Gefühlswelt?

Genau an dieser Stelle zeigt sich, was für ein Vorbild Sie für Ihre Kinder sind. Wenn Sie sich nur aufreiben, sich keinen Raum für sich nehmen und Ihre Ansprüche immer

nur hintanstellen, dann laufen Sie Gefahr, in der Welt Ihrer Kinder als selbstverständlich wahrgenommen zu werden und immer alles tragen zu können, ohne Rücksicht auf Verluste.

Das kann dazu führen, dass sich Ihr Mangel an Abgrenzung und Selbstwertgefühl auf Ihre Kinder übertr.gt. Wenn Sie sich wünschen, dass es Ihren Kindern gut geht

und sie stark sind und Vertrauen haben in ihr Leben, dann schauen Sie sich Ihre eigene Gefühlswelt an. Fragen Sie sich was bei Ihnen in Schieflage ist und woran Sie selbst arbeiten dürfen, um ein erfülltes und zufriedenes Leben zu führen, trotz der vorhandenen Herausforderungen. Denn wie sollen Ihre Kinder ein gesundes Gefühl für sich und Ihre Mitmenschen entwickeln, wenn ihre direkten Vorbilder unter chronischer Überforderung leiden, fremdgesteuert durch die Welt laufen und in ihrem eigenen Hamsterrad gefangen sind?

Bevor alles beginnt.

Wo stehe ich in der Familie, in meinem Freundeskreis und letztendlich in dieser Welt? Wo geht mein Weg lang, wo führt er mich hin? Wenn ich mich vergleiche, sehe ich

viele Defizite in und an mir. Ich bin zu hässlich, zu dick, zu dünn und nicht schlau genug. Ich zweifle an mir. Irgendwie motiviert mich nichts und ich finde Schule total blöd.

Ich muss Dinge lernen, die nicht zu meiner Lebenswelt passen. Ja, ich habe Bedürfnisse und Gefühle, aber die passen nicht zu meinen Gedanken. Ich fühle mich nicht

stark und sicher genug. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich mein Leben lebe, sondern dass ich nur die Erwartungen in meinem Umfeld erfülle.

Es gibt zwar viele Möglichkeiten, was ich alles werden kann und ich sehe auch, was so manch anderer erreicht hat. Aber kann ich das auch? Ich habe das Gefühl funktionieren

zu müssen und nicht mehr die Leichtigkeit des Kindseins spüren und eben zu dürfen. Ich fühle mich überfordert und wünschte, ich hätte mehr Führung in meinem Leben. Vielleicht auch ein bisschen mehr Struktur und Ordnung. Außerdem ist mir noch gar nicht klar,

welche Werte mir wirklich wichtig sind. Wer bin ich eigentlich? Ein glückliches Kind mit ganz normalen Selbstzweifeln oder ein unglückliches Kind, das keine Ahnung hat, wo es im Leben steht und wozu es hier ist, auf dieser Welt?

Schulprobleme, Mobbing, Aggressivität, Probleme mit Peergroup durch mangelhaftes Selbstbewusstsein

Eltern

Ich habe die besten Eltern dieser Welt

Mama ist so lieb, aber ich glaube Papa liebt mich nicht wirklich

Mama überschüttet mich mit Angst und Sorge

Mein Bruder wird mehr geliebt als ich

Ich bin das schwarze Schaf in der Familie

Ich habe eine wundervolle Kindheit

Scheiße… meine Eltern haben sich getrennt

  • Irgendwie bin ich anders und gehöre nicht zu denen

Kinder zu haben ist eine sinnvolle Investitionen in die Zukunft

Freunde

Habe ich gute und richtige Freunde?

Meine Freunde verstehen mich und mit Ihnen habe ich immer Spaß

Bei meinen Freunden bekomme ich wenigstens Anerkennung

Die wissen wer ich wirklich bin

Ich bin immer für meine Freunde da und die für mich

Als Stiefvater: Neue Familie – alles ist gut!

Erwartung

Stress in der Schule

Ich fühle mich von meinen Mitschülern nicht verstanden

Ich komme super gut zurecht in der Schule

  • Ein Lehrer mobbt mich
  • Ich fühle mich überfordert
  • Das mach ich mit Links

Streit mit Partner über das wie in der Erziehung der Kinder

Persönlichkeit

Was macht für mich Sinn?

Ich suche Anerkennung

Ich bin zu schwach

Ich bin nicht gut genug

Ich kann immer alles haben

Ich will dazu gehören

Ich möchte mehr Selbstbewusstsein und Stärke

  • Wer bin ich?

Heile Familie“ kennen wir nicht! Es gibt immer mal Probleme im Verhalten!

Freizeit

Ich will Spaß

Ich bin risikobereit

Ich will abchillen, kein Bock auf Diskussionen

Hier bestimme ich was läuft

No risk, no fun

  • Alter, was geht

Es ist irgendwie der Traum von einer heilen Welt

Ich habe schon genaue Vorstellungen was aus meinem Kind werden soll

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Sehr oft hat die Mutter die erziehende Rolle inne und der Vater ist wenig bis gar nicht

involviert.

Wir hätten nichts verhindern können, von dem was passiert ist. Wir halten die

Gefahren, die von der .berbehütung ausgehen, für noch größer (Dornröschen- Effekt).

Ich habe Interesse daran die Welt zu erforschen. Es kann sein, dass ich mich deshalb manchmal seltsam

Reden sie sehr früh und ausführlich mit ihrem Kind über Drogen.

Erziehen sie Ihr Kind immer dazu, selbstverantwortlich zu handeln.

Seien Sie ein Vorbild für Ihr Kind.

Verlangen Sie nichts was Sie nicht selbst vorleben

Ich mag keine Regeln und ich werde sie erstmal versuchen zu brechen.

Warum erfordert das Zusammenleben in einer Familie Regeln und Grenzen, die respektiert werden müssen?

Phasen Erklärung: Gedanken-Muster

Sehr oft hat die Mutter die erziehende Rolle inne und der Vater ist wenig bis gar nicht

involviert.

Wir hätten nichts verhindern können, von dem was passiert ist. Wir halten die

Gefahren, die von der .berbehütung ausgehen, für noch größer (Dornröschen- Effekt).

Ich habe so viel Energie und weiß nicht wohin damit.

Reden sie sehr früh und ausführlich mit ihrem Kind über Drogen.

Erziehen sie Ihr Kind immer dazu, selbstverantwortlich zu handeln.

Seien Sie ein Vorbild für Ihr Kind.

Verlangen Sie nichts was Sie nicht selbst vorleben.

Ich mag so vieles selber machen.

Hat das Kind gelernt mit Belohnungen umzugehen und somit eine gesunde Selbstkontrolle erlernt?

Geben Sie dem Kind Freiheiten sich auszuprobieren. Das halten wir auch im Nachhinein für den richtigen Weg.

Mir fällt es schwer, mit 16 Jahren schon Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen

Für mich fühlt sich vieles wie Druck an und als wäre das Leben so verplant

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Ich habe immer mein bestes gegeben und deshalb sehe ich hoffnungsvoll in die Zukunft

O“-Ton

Wie Stabil und voller Selbstwert sind Sie und woraus schöpfen Sie Kraft?

Was raubt Ihnen Energie und wer oder was tut Ihnen nicht gut.

Gefällig und suchend

Wie Autonom ist Ihr Kind und in wie weit kann es sich gut mit sich selbst beschäftigen. Welche Werte sind dem Kind wichtig

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Johari Fenster

Um die Entwicklung einer positiven Beziehung zum Kind aufrecht zu erhalten sind folgende Dinge wichtig: Qualitätszeit, die mit wertvollen Tätigkeiten bestückt ist. Das Sie ihrem Kind immer Ihre Zuneigung zeigen und mit ihm sprechen, bemühen Sie sich, dass angemessenes Verhalten immer gefördert wird und dass sie Ihr Lob immer erklären.

Aktives Teilhaben heißt z. B. mit Ihrem Kind spannende Aktivitäten unternehmen. Bringen Sie ihrem Kind neue Fertigkeiten und Verhaltensweisen bei, damit das Selbstvertrauen

gestärkt wird. Eine positive Psychologie und Kommunikation ist wie Seelenbalsam für das Kind und stärkt das Selbstbild. Kinder teilen sich aus Scham vor den Eltern nicht immer vollumfänglich mit.

Wenn das Kind sich seiner eigenen Fähigkeiten bewusst wird, kommt es in seine Stärke.

Hierfür gibt es ein Modell der Fremd- und Selbstwahrnehmung (aus der Psychologie).

Das sogenannte Johari Fenster. Dieses zeigt bewusste und unbewusste Persönlichkeits-

und Verhaltensmerkmale zwischen einem Selbst und anderen oder einer Gruppe auf.

Es wurde 1955 von den amerikanischen Sozialpsychologen Joseph Luft und Harry Ingham entwickelt. In der Regel haben wir Menschen zwar ein gutes, aber unvollständiges Selbstbild von uns. Oft weiß das Umfeld Dinge über uns, die uns persönlich

gar nicht bewusst sind und die wir nicht wahrnehmen oder die wir nicht von uns denken würden. Doch je mehr wir über unsere Wirkung auf andere wissen, umso einfacher

gelingt uns die Kommunikation mit unserem Umfeld und umso authentischer wirken wir auf andere.

Johari Fenster / Wie sehe ich mich und wie sehen mich andere?

1. Öffentliche Person / Alles was ich von mir preisgebe In diesem Bereich befindet sich alles was ein Mensch von sich selbst preisgibt. Dinge und Informationen, die sowohl

der Person selbst als auch anderen bekannt sind. Es ist der Bereich des freien Handelns, weil er unbelastet ist von Ängsten, Zweifeln und Vorbehalten.

2. Mein Geheimnis / Nur ich weiß etwas von mir, verberge es jedoch vor anderen

Das ist der Bereich, in dem einer Person etwas bewusst ist, was von anderen aber nicht gesehen und wahrgenommen werden kann. Hierein fallen z. B. auch die eigenen

Wertvorstellungen, Ängste oder geheime Wünsche, die jemand nicht oder nur bei großem Vertrauen zu einer anderen Person preisgibt.

3. Der blinde Fleck / Meine Wirkung auf den Empfänger In diesem Bereich finden sich alle Eigenschaften, die andere sehen, die betroffene Person aber nicht. Es handelt sich dabei um Merkmale oder Verhaltensmuster, die jemand entweder ausgeblendet hat, nicht wahrnehmen kann oder bewusst nicht sehen will. Wären ihr diese Informationen bekannt, könnte sie

a) an sich arbeiten, wenn es sich um negative Informationen handelt oder

b) sich freuen, weil ihr diese Dinge noch gar nicht bewusst waren.

Informationen aus dem „blinden Fleck“ werden oft nonverbal geäußert und zeigen sich dadurch, dass jemand etwas über eine andere Person denkt, dies zwar nicht

laut äußert, man es ihm oder ihr aber anmerkt. Beispiel: Jemand hat ein Vorurteil gegenüber einem bestimmten Kollegen und strahlt dies aus, ohne sich ihm mitzuteilen.

Und wenn er oder sie sich mitteilt, dann passt das Gesagte nicht zur Stimme und zur Körpersprache.

Bevor alles beginnt.

4. Der unbekannte Bereich / weder mir noch anderen bewusst In diesem Bereich befinden sich alle Informationen, die weder der Person selbst noch anderen Personen bekannt

sind. Das können unbewusste Erinnerungen oder schlummernde Talente sein, die einfach noch nicht entdeckt wurden.

Wozu setzt man das Johari-Fenster ein?

Der Einsatz des Johari-Fensters dient dazu, die zwischenmenschliche Kommunikation zu verbessern und einen Abgleich bzw. eine Annäherung zwischen Selbstbild und

Fremdbild herbeizuführen. Dabei können sowohl positive Effekte für den Einzelnen als auch für eine ganze Gruppe entstehen:

Das gegenseitige Verständnis erhöht sich durch die Transparenz der Handlungen und Motive aller Beteiligten.

Alle lernen sich gegenseitig besser kennen und schätzen.

Die Qualität der Beziehungen erhöht sich. Der öffentliche Bereich kann durch zwei Instrumente vergrößert werden:

1. Feedback

Feedbacks von anderen dienen uns dazu, eigene Verhaltensweisen oder Charaktereigenschaften aufzudecken und zu erkennen, die uns vorher nicht bewusst waren. Je mehr Feedback wir erhalten und je mehr solcher uns verborgenen

Verhaltensweisen wir aufdecken, desto kleiner werden unsere blinden Flecken.

2. Selbstoffenbarung/Offenheit

Wenn jemand etwas von sich preisgibt, das andere noch nicht wissen, wird der geheime Bereich kleiner und deröffentliche größer. Ich kann einer anderen Person z. B. offenbaren,

dass ich nicht gerne vor Gruppen rede, weil ich dann unsicher und nervös bin. Dadurch kann die andere Person mich vor solchen Ereignissen aufmuntern oder Atemübungen mit mir machen. Das hilft mir zu entspannen und ich muss nicht so viel Energie darauf verwenden.

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